Ruanda | Kleines Land mit großen Tieren
Ruanda ist unter dem Radar:
Wer zum Gorilla-Trekking nach Afrika reist, besucht die große Nachbarschwester Uganda und nur einige wenige Rundreisen der großen Reiseveranstalter schließen Ruanda mit ein.
Auch in meinem Reiseagenturalltag stelle ich fest, dass nur wenige Reisende, die zum Gorilla-Trekking möchten, auf die Idee kommen, Ruanda individuell und unabhängig einen Besuch abzustatten. Die Nachrichten und Bilder des Genozids der neunziger Jahre haben viele noch vor Augen: In 100 Tagen starben fast 1 Mio Menschen, überwiegend Tutsi, mit Macheten und Knüppeln von Hutu grausam ermordet. Nachbarn töten Nachbarn, Männer, Frauen und Kinder. Das Land trägt schwer an der geschichtlichen Last und die Aufarbeitung birgt viele gesellschaftliche Hürden.
Heute sind kaum noch Spuren aus dieser Zeit zu sehen. Paul Kagame, der aktuelle autokratische Präsident regiert das Land mit harter Hand und verspricht seinem Volk eine schnellen Weg in die Moderne. Und geht mit großen Schritten voran.
Ist Ruanda eine Reise wert?
Ich denke nicht, dass Sie als mein*e Leser*in annehmen, dass ich diesen Artikel schreiben würde, wenn es nicht so wäre. Deshalb lautet die Antwort eindeutig: JA! Ruanda ist eine Reise wert. Kaum ein anderes Reiseziel wird sie so sehr überraschen.
Wenn Sie Freunde des langsamen Reisens sind, profitieren Sie in Ruanda von den kurzen Entfernungen. Sie können in ihrer vorhandenen Zeit viel sehen können, ohne häufig die Unterkunft wechseln oder Hunderte von Kilometern hinter sich bringen zu müssen. Sie können alle Highlights Ruandas in 7 – 10 Tagen besuchen.
Die Hauptattraktion in Ruanda ist das Gorilla-Tracking im Vulcanoes Nationalpark. Im Grenzgebiet zu Uganda und der Demokratischen Republik Kongo leben auf ruandischer Seite etwa 10 habituierte Gorilla-Familien.
Wer nur zum Gorilla-Trekking kommt, hat in Ruanda kurze Wege: Man kann morgens in Frankfurt abfliegen und bereits am späten Abend seine Lodge im Vulcanoes Nationalpark beziehen.
Die Anreise ist ziemlich einfach: Nach ca. 10,5-stündiger Flugzeit (mit kurzem Umstieg in Brüssel) landen Sie in der ruandischen Hauptstadt Kigali. Ein Transfer von Kigali bis zum Vulcanoes Nationalpark im Nord-Westen Ruandas dauert ca. 2 bis 3 Stunden. Checken Sie am späten Abend in Ihre ausgewählte Lodge im Nationalpark ein. So könnten Sie am nächsten Morgen bereits um 7 Uhr zum Briefing mit den Rangern im Park und Ihrer Gorilla-Trekking-Tour dabei sein.
Wow, Ruanda. Châpeau!
Ruanda hat in einigen Bereichen über Afrika hinaus Vorbildfunktion.
Hätten Sie damit gerechnet?
Die Gegenwart (und Zukunft) Ruandas ist weiblich. Frauenförderung ist erklärtes Ziel der Regierung. Laut Weltwirtschaftsforum steht Ruanda weltweit auf Platz 5, wenn es um Gleichberechtigung geht. Zum Vergleich: Deutschland steht auf Platz 12.
Gleichberechtigung ist in Ruanda in der Verfassung verankert. Frauen werden stark gefördert, sie erhalten günstige Kredite, wenn sie sich selbstständig machen möchten und werden in Unternehmertum geschult.
Mehr als 60% Frauen sitzen im ruandischen Parlament - das ist die höchste Quote der Welt! Klicken Sie um zu TweetenUnd wer hätte das gedacht: Seit 2008 (ja, das ist kein Schreibfehler) ist es in Ruanda verboten, Plastiktüten zu importieren, zu produzieren, zu verkaufen oder auch einfach nur zu besitzen. Staatlich verordnet und streng verfolgt. Es gibt sogar eine Plastikpolizei. Wer sich nicht daran hält, muss mit hohen Geldstrafen rechnen.
Immer am letzten Samstag im Monat ist Umuganda-Tag. Alle Ruander sind aufgerufen, im ganzen Land sauber zu machen und aufzuräumen. Selbst der Präsident macht in Gummistiefeln mit. Nachbarschaftshilfe wird großgeschrieben: Sobald die Arbeiten für die Gemeinschaft gemacht sind, helfen sich die Nachbarn gegenseitig bei kleineren Bauarbeiten. Besonders deutschen Reisenden gefällt das: Die Hinterhöfe und sonstigen Gelände unterwegs sind – aus deutscher Sicht – beneidenswert sauber und aufgeräumt. Das werden Sie in anderen Ländern nicht vorfinden.
Ruanda dient also nicht nur Afrika, sondern der ganzen Welt als Wertevorbild in drei wichtigen Bereichen: Gleichberechtigung, Gemeinschaftssinn sowie Tier- und Umweltschutz.
Die Landschaft Ruandas ist übrigens der Wahnsinn. Unglaublich saftig grüne Regenwälder, Hügel, Vulkane und Gebirge – wohin man sieht.
Vulcanoes Nationalpark – Heimat der letzten und vom Aussterben bedrohten Berggorillas in Ruanda
Weiter Bambus- und Bergnebelwald und dichte Nebelschwaden über den Gipfeln erloschener und saftig-grüner Vulkane (Mount Visoke 3.711 Meter, Mount Mikeno 4.437 Meter) sorgen für eine angemessen mystische Atmosphäre.
Die Gebirgskette erstreckt sich über die Demokratische Republik Kongo und weiter nach Uganda. Auf der ruandischen Seite leben 10 habituierte Gorilla-Familien, in Impenetrable Bwindi Nationalpark in Uganda sind es 15 Familien.
Dian Fossey – “Die Frau, die einsam im Wald wohnt”
Genau hier war auch die Wirkungsstätte der berühmten Primatenforscherin Dian Fossey, ohne die es heute wohl kaum noch Gorillas geben würde. Sie widmete ihr ganzes Leben den “sanften Riesen” und machte durch Filme, Reportagen und Bücher auf die aussterbenden Primaten aufmerksam. Ganz besonders bekannt wurde ihre Autobiographie “Gorillas im Nebel: Mein Leben mit den sanften Riesen“, in dem sie ihr Leben bei und mit den Gorillas in den Virunga-Bergen sowie ihre wissenschaftliche Arbeit beschreibt. Das Buch wurde 1988 sogar mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle verfilmt. Der Film “Gorillas im Nebel – Die Leidenschaft der Dian Fossey“* erhielt einen Golden Globe und wurde für einen Oscar nominiert.
Die Legende der Dian Fossey lebt weiter:
Mit ihrer radikalen Haltung war sie nicht nur beliebt. Am 27. Dezember 1985 wurde Dian Fossey in Ihrem Karisoke Camp in Ruanda ermordet aufgefunden. Es ranken viele Mythen um ihren gewaltsamen Tod, denn der Mörder konnte nie ausfindig gemacht werden. Es war ihr Wunsch auf dem Gorilla-Friedhof neben einigen ihrer geliebten Gorillas begraben zu werden. Ihr Grab am Südhang des Vulkans Visoke kann im Rahmen einer recht anspruchsvollen Trekking-Tour besucht werden.
Zu Besuch bei den Berggorillas | Gorilla-Trekking in den Virunga-Bergen
Jeden Tag können maximal 8 – 10 Gruppen in den Nationalpark auf den Spuren der Primaten wandeln. Jede Gruppe besteht aus ca. 7 – 8 Gästen, einem Chef-Ranger (= Führer) und zwei Assistenten, von denen einer am Kopf der Gruppe und der andere am Ende der Gruppe läuft. Beide Assistenten tragen Gewehre mit sich. Das geschieht natürlich nur zur Sicherheit, denn bisher soll es noch nie zu Übergriffen durch die Primaten gekommen sein.
Sie müssen an dem Tag, an dem Sie die Gorillas besuchen, kerngesund sein. Schon beim geringsten Anflug einer Grippe kann Ihnen der Besuch bei den Gorillas verwehrt werden. Zu groß ist die Gefahr, dass die Viren auf die Gorillas übertragen werden.
Bereits am frühen Morgen steigen die ersten Ranger in die Virunga-Berge auf und geben die Position der Gorilla-Familien an die Führer weiter. Während Sie noch beim Briefing in der Rezeption stehen, haben Ihre Führer bereits erfahren, wo die Familien sind.
Es führen keine geteerten Wege zu den Gorillas. Ihr Weg führt Sie durch dichten Regenwald über unebenen Boden und starre Wurzeln hinweg. Der Ranger-Assistenten werden Ihnen häufig Äste und Zweige aus dem Weg schlagen. Es geht stetig bergauf. Am besten tragen Sie grobe Gartenhandschuhe, denn Sie hangeln sich auch an Lianen nach oben. Schon beim Briefing werden die Teilnehmer in verschiedene Gruppen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad eingeteilt. Übernehmen Sie sich nicht und schätzen Sie Ihre Fitness realistisch ein. Die Wanderung ist körperlich sehr anstrengend und kann bis zu sieben Stunden in Höhen um 1.500 bis 2.000 Metern dauern. Alle sind hochkonzentriert und die Spannung ist zum bersten. Manchmal dauert es bis zu unendliche drei Stunden, bis Sie auf “Ihre” Gorilla-Familie treffen.
Und das ist dann ein unglaublich rührender Augenblick: Nur eine Handvoll Meter vor Ihnen taucht plötzlich das stattliche Männchen auf. Bis zu 250 kg schwer können sie Kolosse sein. Und doch sitzen sie dort vor Ihnen und kauen unbeeindruckt auf Bambusstöcken herum.
Sammeln Sie sich zunächst und saugen Sie diesen Moment ein.
Einige Meter hinter dem Männchen spielen zwei Jungen. Sie toben wie zwei Menschenkinder herum und scheinen einen Riesenspaß zu haben. Eine Familie kann bis zu 20 Mitglieder haben.
Ihr Guide hat Ihnen am Morgen vor der Tour bereits die Namen der Kleinen genannt. Er hat Ihnen erklärt, wer zu “Ihrer” Familie gehört, wie viele es sind, wie Sie heißen und was die einzelnen Mitglieder auszeichnet. So kommt Ihnen das Aufeinandertreffen doch eher wie ein “Verwandschaftsbesuch” vor.
Sie erhalten auch weitere Anweisungen von Ihrem Ranger.Er rät Ihnen auch, den Familien-Oberhaupt nicht direkt in die Augen zu sehen. Er könnte das als Aufforderung und im schlimmsten Fall als Bedrohung sehen.
Sobald Sie auf “Ihre” Familie getroffen sind, verbringen Sie ungefähr 45 mit ihnen. Dann machen Sie sich geschafft – aber glücklich – auf den Rückweg.
Die Besuche bei den Berggorilla-Familien sind staatlich streng limitiert. Die Regierung vergibt pro Tag nur eine geringe Anzahl an Trekking-Permits, die jeder Reisende erwerben muss. Aufgrund der Limitierung ist eine kurzfristige Buchung dieses Once-In-A-Lifetime-Erlebnisses fast nicht möglich. Um sicher zu gehen, buchen Sie Ihr Gorilla-Trekking mindestens ein halbes Jahr im voraus. Selbstverständlich besorge ich die Permits für Sie, wenn Sie Ihre Ruanda-Reise über mich buchen.
Das Gorilla-Trekking in Ruanda ist wesentlich teurer als in Uganda, dafür auch exklusiver. Die Kosten wurden 2017 auf US$ 1.500 pro Person fast verdoppelt. Die Einnahmen durch die Permits kommen ausschließlich dem Gorilla-Schutz zugute.
Bye-bye Ruanda
Ich bin mir sicher, dass Sie diesen ganz besonderen Abend nach dem Besuch bei den Berggorillas ganz besonders genießen werden. Die Begegnung mit den sanften Riesen wird sie noch eine ganze Zeit lang begleiten.
Genießen Sie den Abend bei einem Sundowner in angemessener Atmosphäre, mit dem Blick auf die nebelüberhangenen Wälder des Vulcanoe-Nationalparks, wo sich auch “Ihre” Gorilla-Familie zum Schlafen bettet.
Wir haben verschiedene Lodges für Sie im Programm, aber ganz besonders möchte ich Ihnen diese besondere Luxus-Öko-Lodge empfehlen:
Bisate Wilderness Lodge
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